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Photo Klassik

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FILMFIEBER

Gleich, ob kommerziell oder frei: Der Leica Fotograf und Creative Director Maurice Pehle fotografiert am liebsten analog. Wir haben mit ihm über seine Leidenschaft für das M-System und verschiedene Filmmaterialien gesprochen.

T – Peter Schuffelen F – Maurice Pehle

D as Porträt von Julia Wulf hat etwas im besten Sinne Klassisches.

Die Ex-Teilnehmerin von Germany’s Next Topmodel trägt einen schwarzen Pulli mit weißem V-Ausschnitt und schaut aus eindrücklichen blaugrauen Augen an der Kamera vorbei. Der Fokus liegt auf der rechten Gesichtshälfte,

die messerscharf abgebildet ist, und doch erstaunlich weich wirkt.

Der Hautton ist warm, der Ton ihrer blonden Haare ebenso. Das Porträt wirkt gewissermaßen bestimmt und nostalgisch zugleich. Was nicht nur am Model und der Bildkomposition liegt, sondern auch an der Aufnahmetechnik. Denn Fotograf Maurice Pehle hat die freie Bildstrecke mit Julia, aus der das hier gezeigte Porträt stammt, mit der Leica M6 und einem Leica Summilux-M 1:1,4/35 ASPH umgesetzt. Als Filmmaterial diente ein Kodak Portra 400. „Ich liebe diese Anmutung, die etwas von Vergangenheitsflucht und Nostalgie hat“, sagt er.

Die Leica M6 kommt bei Maurice Pehle bei Kundenaufträgen immer öfter zum Einsatz und begeistert mit zeitlosen Bildergebnissen.

Kunden offen für Analog-Shootings. Vor gut einem Jahr hat der 30-Jährige den Zauber der analogen Fotografie für sich  entdeckt, vor allem durch Freunde, die schon länger auf Film fotografieren. Für kommerzielle Jobs greift er meist zum spiegellosen Vollformatmodell Leica SL oder zur digitalen Leica M 10-P. Im Urlaub oder wenn er vor die Tür geht, hat er aber fast ausschließlich die M6 in der Tasche.

Doch auch bei Shootings, die er für Konzept-Stores oder Kunden aus dem Mode-, Gastronomie- und Konsumgüterbereich umsetzt, kommt die analoge M immer öfter zum Einsatz. So wie bei den Bildern, die er für die Sport- und Freizeittaschen-Marke Douchebags (Db™) umgesetzt hat.

„Die Bildwelten von Db™ waren bis dahin vor allem digital und clean. Meine Aufgabe war es, frischen Content für den Instagram-Account zu shooten. Ich habe gesagt, ich würde das gerne auf Film machen.

Der Kunde war einverstanden – und vom zeitlosen Ergebnis ziemlich angetan“, so Pehle. Die Aufnahmen sind während eines Kurztrips nach Paris entstanden und zeigen die Produkte im warmen Licht des Spätsommers, das die leicht körnige und ebenso warme Anmutung der Kodak Filme Portra 160 bzw. 400 unterstreicht.

Abseits des kommerziellen Shoots hat Pehle Straßenszenen und Stadtansichten eingefangen. Cafés und Frühstücksszenen. Touristen und Einheimische auf den Straßen. Den nostalgischen Stand eines Bouquinisten am Seine-Ufer.

Schließlich den verpackten Arc de Triomphe: Christos letztes Verhüllungswerk

wirkt surreal weich in den hellblauen Abendstunden; die noch grünen Zweige der Bäume im Vordergrund, unscharf gezeichnet durch das feine Bokeh des Leica Summilux-M 1:1,4/35 ASPH, unterstreichen die piktorialistische Anmutung.

Bei Musikern und Influencern rennt Pehle mit seiner Schwäche fürs Analoge ohnehin offene Türen ein – schließlich haben sie deren Renaissance maßgeblich mit entfacht. So hat er mit der Leica M6 beispielsweise eine Bildstrecke für den Instagram-Account des Influencers Simon Decker umgesetzt. Der Look der in Kooperation mit dem italienischen Luxusartikel-Retailer Luisaviaroma entstanden Lifestyle-Aufnahmen ist warm und durch ein sanftes Korn gekennzeichnet. Kleinere Fehler, die durch Kratzer  oder Fussel auf dem Negativ des Portra entstanden waren, ließ er bewusst unretuschiert. Das wirkt stimmig: Die kleinen Artefakte wirken wie ein Understatement, das den Wert der Luxuskleidung und Accessoires unterstreicht.

Überhaupt zeigt sich Pehle zurückhaltend, was die spätere Bildbearbeitung analoger Bilder am Rechner angeht. Manchmal croppe er oder tilge er kleinere Störer wie etwa Pickel oder Straßenmüll, sagt er. Den Grundlook des Films taste er hingegen nicht an.

Analoge Freiheit trifft Experimentierfreude

Die Vorstellung, digital zu schießen und die Bilder dann über Presets oder Filter auf analog zu trimmen, findet er ein wenig absurd. „Den Look eines analogen Originals perfekt nachzuahmen, ist fast unmöglich. Warum also nicht direkt analog schießen?“, fragt er rhetorisch.

Wir fragen nach: Warum überhaupt analog fotografieren? „Zunächst einmal, weil ich mich dabei freier fühle. Außerdem finde ich gut, dass sich nicht alles steuern und vorhersehen lässt.“

Dem Zufall eine Chance zu geben, das tue den Bildern oft gut, sagt Pehle. „Alles ist heute hochauflösend, superscharf, fast artifiziell und damit ein wenig austauschbar. Manchmal braucht es die Imperfektion, um dem

Motiv Leben einzuhauchen.“

Er habe Lust, auf unterschiedliche Versuchsanordnungen, aus denen fotografische Unikate entstehen könnten – schon weil jeder Film seine ganz eigene, charakteristische Anmutung habe und auf wechselnde Lichtsituationen ganz unterschiedlich reagiere. Auch deshalb experimentiert er mit verschiedenen Filmmaterialien: Neben dem Kodak Portra 400 und 160 sowie dem noch wärmeren, aber weniger feinkörnigen Kodak Gold hat Pehle Tages- und Kunstlichtfilme von Cinestill und Silbersalz im Einsatz.

Diese Marken nutzen modifiziertes Kodak-Kinofilmmaterial, um dessen „cineastischen“ Look für Stillkameras nutzbar zu machen.

Leica M6: Das Erbe zählt – und der Formfaktor

Maurice Pehle hat sich vor drei Jahren als Fotograf, Creative Director und Social- Media-Konzepter selbständig gemacht; gelernt hat er Grafikdesign. Nicht zuletzt wegen des auf das Wesentliche  reduzierten und wertigen Gestaltungsprinzips kam für ihn nur ein Kamerasystem von Leica infrage. Der unverwechselbare Formfaktor, die Tradition der Marke, aber auch der auf der Wertstabilität von Kameras und Objektiven beruhende

Nachhaltigkeitsgedanke spielten bei seiner Entscheidung eine wesentliche Rolle.

„Mit einer Leica kauft man eine Kamera fürs Leben“, sagt er. Ebenso wichtig war für ihn aber der typische Leica Look, den er bei Leica Fotografen immer wieder ausmachte. Diesen visuellen roten Faden führt er unter anderem auf die Hochwertigkeit von Mechanik und Optiken zurück, vor allem aber auf die einzigartige Handhabung. „Interessanterweise führt die Beschränkung auf die wenigen Stellschrauben – Blende, Zeit, ISO – nicht zu weniger kreativen Freiheit, sondern zu mehr“, sagt er.

„Ich besitze die Leica M6 Classic, und hier ist die Reduktion auf das Wesentliche besonders offensichtlich. Der Formfaktor ist einzigartig. Sie ist total schön und funktioniert, abgesehen vom Lichtmesser, vollmechanisch. Die Kamera ist einfach zeitlos und eine gute Wertanlage. Mein Modell ist 30 Jahre alt, und ihr Wert hat sich stetig vergrößert. Und das Summilux-M 1:1,4/35 ASPH, das ich nutze, ist in meinen Augen ohnehin das beste Objektiv, das es für Leica Kameras gibt.“

Der erklärte Leica Fan hat mit dem LEICAMAG vor eineinhalb Jahren sogar eine herstellerunabhängige Plattform für Leica Fotografie geschaffen. Das von ihm kuratierte Instagram-Magazin zählt knapp 28k Follower – und immer mehr Bilder, die mit analogen Leicas entstanden sind. Auch Pehles jüngstes Social-Media- Projekt beschwört den Zauber der analogen Fotografie.

Der programmatische Name des Instagram-Accounts: loadfilm.

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